
OCP – Optical Coil Protection System
Funktionsweise
Das OCP-System ist ein Temperaturmess- und -überwachungssystem und nutzt als Sensorelement einen faseroptischen Sensor, der sich aufgrund seiner messtechnischen Eigenschaften besonders gut für die störungsfreie Temperaturüberwachung in Induktionsschmelzöfen eignet, da Beeinträchtigungen durch die starken elektromagnetischen Felder bei diesem optischen Messprinzip prinzipiell ausgeschlossen sind.
Durch entsprechende Anordnung des Sensorkabels auf der Spuleninnenseite lässt sich also eine Stelle mit besonders hoher Temperatur, z. B. bedingt durch Infiltration, Auswaschung, Rissbildung im Tiegel oder auch durch Kühlungsprobleme, exakt lokalisieren und man kann feststellen, ob die Temperatur an diesem Ort für die Spulenisolation problematisch werden kann.
Der Kern des OCP Sensorkabels ist zunächst eine handelsübliche Hochtemperaturglasfaser, wie sie im Telekommunikationsbereich laufend Anwendung findet. Diese Faser ist zwecks mechanischen Schutzes von einem Edelstahlröhrchen mit einem Durchmesser von 1,2 mm umgeben, dieses wiederum ist mit einer elastischen Hochtemperaturisolierung beschichtet. Der Gesamtdurchmesser des Sensorkabels beträgt 5 mm. Das Sensorkabel ist für eine maximale Dauereinsatztemperatur von ca. 250 °C geeignet, also weit höher als die maximale Temperaturbelastbarkeit der Spulenisolation. Die Reichweite des Messverfahrens beträgt mehrere Kilometer und die Ortsauflösung, bezogen auf den gestreckten Lichtwellenleiter, beträgt 27 cm, das heißt, es wird jeweils eine Durchschnittstemperatur über eine Länge von 27 cm ermittelt. Dies beeinträchtigt die Erfassung lokaler Temperaturereignisse nicht, da diese zum einen stets ein räumlich ausgedehntes Temperaturfeld aufweisen und ferner Temperaturgradientenüberwachungen aktiv sind, die auch kleine Veränderungen detektieren. Die relative Temperaturauflösung des Messverfahrens ist besser als 1K.
Um das Temperaturfeld im Tiegel in unmittelbarer Nähe der Induktionsspule möglichst lückenlos zu erfassen, wird angestrebt, eine möglichst große Länge an Sensorkabel in den Ofen einzubringen. Dies wird dadurch erreicht, daß das Sensorkabel unter Berücksichtigung des minimalen Biegeradius mäanderförmig auf die Spuleninnenseite aufgebracht wird.
Anordnung des OCP-Sensorkabels auf der Spule eines 6-t Induktionsofens für Stahl (vier Mäanderlagen)
Jedem Mäander können Alarmschwellwerte zugeordnet werden, jeweils einer für Alarm und Ofenabschaltung. Ein Alarmkriterium ist zum einen die absolute Temperatur, es werden jedoch auch Temperaturgradienten überwacht. Gerade die Gradientenüberwachung ist für die Früherkennung von lokalen Zustellungsdefekten von hohem Wert.
Nicht unerwähnt soll auch bleiben, dass mit einem Messgerät bis zu vier Öfen gleichzeitig überwacht werden können. Dieser Umstand und die Tatsache, dass die Sensorelemente nicht bei jeder Neuzustellung des Ofens erneuert werden müssen, wie es bei einem konkurrierenden System der Fall ist, führen zu einem äußerst günstigen Kosten-Nutzen-Verhältnis.
Temperaturüberwachung der Ofenjoche
Verarbeitung und Visualisierung der OCP-Temperaturdaten
Ferner wurde für die Neuerstellung der Visualisierungs- und Bedienoberflächen webbasierte Lösungen erarbeitet, so dass auch mit mobilen Endgeräten die volle Funktionalität genutzt werden kann.
Das nachfolgende Bild zeigt in vereinfachter Form die vorliegende Softwarearchitektur.
Im Folgenden werden nun die betreffenden Visualisierungsfenster beispielhaft vorgestellt:
Die nachstehende Abbildung zeigt Hauptbild des OCP-Visualisierungsfensters.
Durch Anwahl einer Playbackfunktion und Eingabe von Datum und Uhrzeit können Temperaturprofile aus der Vergangenheit betrachtet werden. Ferner ist es möglich, Temperaturprofilbilder nach Eingabe eines Start- und Endzeitpunktes animiert wie eine Videoaufzeichnung mit variabler Geschwindigkeit ablaufen zu lassen. Gerade die letztgenannten Instrumente sind sehr hilfreich, um die zeitliche Entwicklung eines Tiegeldefektes nachzuverfolgen und somit Rückschlüsse auf dessen Entstehung zu ziehen.
Das folgende Bild zeigt das Visualisierungsfenster für die Jochtemperaturüberwachung.
Darstellung der Jochtemperaturen
Video zur Erklärung des OCP-Systems
Literature:
[1] Steller, I.: Sicherer Betrieb von Induktionsofen-Schmelzanlagen, DVS Media GmbH, 1. Auflage, 2018
[2] Künne, S., Mertens, T.: Prozessmodellierung im Rahmen der kontinuierlichen Wärmebehandlung von Aluminiumbändern. Gaswärme international, 6-2016
[3] SCHÄFER, M.: Computational Engineering – Introduction to Numerical Methods. Springer-Verlag, 2006.
[4] Dahmen W., Reusken A.: Numerik für Ingenieure und Naturwissenschaftler. Springer-Verlag, 2008.
[5] Guinot, V.: Godunov-type Schemes: An Introduction for Engineers. Elsevier, 2003.